STANDUHR GEFETTET

Einst erfüllte ein rhythmisches Ticken den Raum, ein stetiger Taktgeber, der die Zeit unaufdringlich vermaß. Doch dieses gewohnte Lied der Zeit blieb eines Tages aus. Stille trat an seine Stelle, eine Stille, die dem Besitzer der Standuhr – einem leidenschaftlichen Liebhaber dieses Zeitmessers – auf das Herz schlug. Besorgt wandte er sich an mich, den Uhrmacher, in dessen erfahrenen Händen die Uhr neue Hoffnung finden sollte.

Behutsam und fachkundig demontierte ich das Laufwerk der geliebten Standuhr. Wie ein Chirurg, der ein kostbares Organ freilegt, betrachtete ich die filigranen Mechanismen, die einst den Takt des Lebens ausgaben. Mit geübtem Auge und sensiblen Händen begab ich mich ans Werk, um die Quelle der Stille zu beseitigen.

Mit akribischer Sorgfalt und hochwertigen Ölen hauchte ich dem erlahmten Uhrwerk neues Leben ein. Tropfen für Tropfen, wie kostbare Elixiere, nährten die Zahnräder und Federn, die einst müde und schwerfällig waren. Die Stille wich einem zarten Summen, einem Flüstern der wiedererwachten Mechanik.

Mit vorsichtigen Handbewegungen setzte ich das Laufwerk wieder ein, hauchte der Standuhr neuen Atem ein. Und dann, wie ein Wunder, erklang es wieder – das vertraute Ticken, das Lied der Zeit, das den Raum mit seiner beruhigenden Melodie erfüllte. Der Besitzer der Uhr, der mit Spannung diesen Moment erwartet hatte, strahlte vor Freude. Seine geliebte Standuhr, Zeuge unzähliger Momente, war wieder erwacht, bereit, die Geschichten des Lebens weiter zu erzählen.

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  • 18. März 2024
ROBOTERBAU